Sonntag, 10. Juli 2011

USA - Untergang einer Weltmacht

Emmanuel Todd beschreibt in seinem 1990 erschienenen Buch „Weltmacht USA - ein Nachruf“ (März 2004, Piper Verlag) die Systematik von Weltreichen, die Ursprünge, die Entwicklungen und die Unterschiede der Vorgehensweisen verschiedener Kulturen auf ihrem Weg zur Supermacht, der Unterdrückung der beherrschten Völker und Rassen und damit oftmals auch den eigentlichen Beginn des Endes dieser „Weltherrschaft“ - zumeist einer gewissen geographischen und bis dahin bekannten Welt - oder deren Einbindung in ein System der Gemeinschaft. So können als Beispiel einer „erfolgreichen“ Weltherrschaft das römische Weltreich genannt werden, zuletzt gar das Commonwealth, würde man als Grundlage natürlich nur den Zeitraum und die räumliche Ausbreitung verstehen, ein schlechtes Beispiel dagegen sind die Rassendiskriminierungen des Dritten Reiches, in dessen System nicht die Gleichstellung als Ziel, die gleichberechtigte Einbindung der „beherrschten“ Völker in das Reich, stand, sondern deren Unterdrückung oder Ausgrenzung, Ausbeutung und oft eben auch Vernichtung. Das Vorgehen Frankreichs während seiner Kolonial-Herrschaft im nordafrikanischen Raum ist ein Beispiel für den Versuch, nicht gleichzustellen, einzugliedern, sondern eigentlich zu vertreiben oder zu vernichten. Ein anderes Beispiel für dieses Vorgehen bieten die Japaner in Asien, aber heute eben auch die USA. Hier empfiehlt sich die Lektüre von „Shame on you“ von Greg Palast (2003, Deutsche Verlagsanstalt).

Bedenkt man einmal, dass die Vereinigten Staaten in den letzten 100 Jahren mehr als 200 Angriffskriege geführt haben oder an kriegerischen Einsätzen beteiligt waren oder gar selbst annahmen, aufgerufen zu sein, ein Volk zu befreien und dazu militärisch vorgehen zu müssen, dann ist das Gebahren dieser aktuellen Supermacht sicherlich mit den imperialistischen Strukturen anderer Supermächte zu anderen Zeiten zu vergleichen, und tatsächlich findet dabei natürlich auch hier eine Kolonialisierung statt, wenngleich sie sich offensichtlich nicht derart offenbart, hat sich das System sehr entwickelt von der währenden Präsenz hin zu einer wirtschaftlichen Präsenz und Dominanz der beherrschten Staaten und deren Systemen. Heute entscheidet die wirtschaftliche Macht und wird mit militärischen Mitteln vorangetrieben.

Wir erleben den seit bald 20 Jahren voranschreitenden Untergang der Supermacht USA, die durch ihr System des Verbrauchs nicht nur die Produktion ihrer Kolonien ausbeutete, sondern zuletzt deren Leistungen anheizen muss, um die eigene Verbrauchsgier zu befriedigen, dass diese mehr und mehr unabhängig von der Führungsnation ihre eigenen Wege gehen können, wirtschaftlich umgekehrt in den USA Einfluss nehmen, politisch sich neue Partner, militärische Allianzen suchen. Und immer wenn die wirtschaftliche Situation einer Supermacht sich verändert, folgt die politische, innen wie auch außen, folgend große Auseinandersetzungen, denn zerfallende Größe verbindet sich mit viel Gewalt und Zerstörung. Diese Problematik wird sich in den nächsten Jahren verstärken, so wie sie sich bereits in diesem Jahr zugespitzt hat - wirtschaftlich und politisch. Die immer schneller aufeinander folgenden Veränderungen dieser Welt machen Angst, vielen Menschen, geben aber auch die Chance auf eine Besinnung auf die eigene Geschichte, eigene Kultur, auf eine eigene, wenngleich sich auch laufend in ihrem offenen Ergebnis verändernde Zukunft.

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