Samstag, 3. September 2011

Vietnam als Urlaubsziel

Drei große Kriege und ein Gott


In Vietnam leben so viele Menschen wie in der Bundesrepublik Deutschland, und die Fläche des Landes entspricht in etwa auch der Deutschlands. Vietnam, mit seinen 54 verschiedenen ethnischen Gruppen, gilt in Asien als einer der zukünftigen “Tigerstaaten”. Die Menschen sind sehr strebsam, wollen arbeiten, sich entwickeln und insbesondere lernen. Die große wirtschaftliche Hoffnung des sehr soften Kommunismus, der dort praktiziert wird, ist es, in 10 Jahren wirtschaftlich so stark zu sein, wie es heute Singapur ist. Das wird noch ein harter und langer Weg, denn Singapurs Produktion liegt heute schon fast viermal höher mit nur fünf Prozent der Einwohnerzahl Vietnams. Die Bevölkerung ist trotz der Erziehungsmaßnahmen zu 70 Prozent buddhistisch gläubig, zu 10 Prozent christlich orientiert.

Schon heute ist es teurer, in Hanoi mit seinen ca. 4 Mio. Einwohnern, der politischen und wirtschaftlichen Hauptstadt, ein Grundstück zu kaufen, als es in London oder Paris möglich wäre. Dabei dürfte es sich zum einen um die überall in der Welt üblichen Immobilien-Blasen handeln, auf der anderen Seite jedoch wächst die Bevölkerung, das Land öffnet sich, mehr und mehr internationale Firmen siedeln sich hier an und Grund ist knapp.

Die Vietnamesen sind ein sehr stolzes Volk, und sie haben auch allen Grund dazu. Diese in ihrer Geschichte dicht bei China und dessen Historie anzusiedelnde Nation hat nicht nur die Kolonialherren aus Frankreich in einem grauenhaften Krieg vertrieben, sondern musste mehr Bomben und Chemikalien während des unsäglichen Krieges der USA gegen sich ertragen als im 2. Weltkrieg über Deutschland abgeworfen wurden. Doch zuletzt vertrieben die Menschen auch die Amerikaner und stimmten freiwillig in einer Wahl für ein vereinigtes Vietnam. Der Staatsgründer und damalige Oberbefehlshaber Ho Chi Minh wird heute noch wie ein Gott verehrt. Wie in allen totalitären Systemen wird dementsprechend ein Personenkult betrieben, in der Hauptstadt in Form einer überdimensionierten Mausoleums-Anlage, in allen öffentlichen Gebäuden durch Büsten, im öffentlichen Raum durch Skulpturen.

Das Deutschtum ist den Vietnamesen nicht fremd, sie sind mit der deutschen Sprache mehr bekannt als mit Englisch, was darauf zurückzuführen ist, dass es zwischen Vietnam und der DDR eine enge, gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit über Jahrzehnte gegeben hat. Mit eben dieser Hilfe aus Ost-Deutschland wurden nach den Kriegen ganze Städte in Vietnam wieder aufgebaut, Vietnamesen studierten in Ost-Deutschland, und politisch war man sich auch sehr nahe. Davon könnte das heutige Deutschland auch noch profitieren.

Der Stolz und der starke Wille dieses Volkes hat das 20. Jahrhundert geprägt. Die USA wurden als eine Nation gezeigt, die nicht die Allmacht hat, andere Nationen zu unterjochen. Die Friedensbewegung entstand, in Deutschland kam es zu studentischen Unruhen, es keimte die RAF.

Und auch noch nach dem großen Krieg wurde das Land zum Spielball zwischen den USA, China und Russland, fand zuletzt jedoch seinen Weg. Die Menschen wirken zuerst abgeschottet, doch wenn sie Zutrauen bekommen, öffnen sie sich, sind hilfsbereit und sehr freundlich. Die Verständigung erscheint schwierig, denn die Vietnamesen haben nicht nur eine eigene, sondern wegen der endlosen Möglichkeiten der Betonungen und dadurch bedingt Bedeutungen auch eine sehr komplizierte Sprache.

Daneben erscheinen die Menschen in gewisser Weise auch etwas aggressiv, was man aber kaum spürt. Vielleicht ist diese Grundhaltung der sehr ehrlich erscheinenden Menschen gewesen, die es ermöglichte, diese Kriege erfolgreich zu überstehen.

Die Landschaft Vietnams ist ein Traum. Überall findet man natürlich die endlos weiten Reisfelder, das hiesige Grundnahrungsmittel, wunderschön gestaltete Dörfer und Städte, Friedhöfe und natürlich auch die sagenhafte Berg- und Insellandschaft bei Halong Bay, wo über 1.500 Felsen-Inseln aus dem Meer erwachsen.

Die Architektur des Landes besteht aus einer Mischung aus europäischen Motiven, dem Mangel an Land, traditioneller Bau- und Gestaltungsweise und vielen Farben. Die wie Puppenhäuser wirkenden Gebäude sind zumeist sehr schmal, manchmal nur dreieinhalb Meter, dafür aber hoch und mit vielen Balkonen und kleinen Terrassen versehen. Die Ansicht Vietnams entspricht tatsächlich den vielen Fernsehbildern, die man oftmals sehen kann.