Mittwoch, 3. August 2011

Nichts original

Peking ist in seiner Ausdehnung etwa so groß wie Belgien. Vor 10 Jahren mehr oder weniger abgerissen und neu erstellt, faktisch ist es eine endlose mit Hochhäusern bebaute Stadt, in der es kein wirkliches Leben zu geben scheint, in der es um Wirtschaft und Handel geht, nicht mehr um Geschichte, Politik, Gesellschaft oder Recht. Für viele aus eher westlichen Ländern erscheint diese Metropole als “hip”, mir erschien es, als würde man hier aus der Retorte andere Metropolen dieser Welt kopieren oder überbieten, einfach nur größer sein wollen, höher, reicher, schneller, ohne wirkliches Eigenleben.

Heute produziert China mehr Autos als das klassische Autoland Deutschland. Afrika wird von China gekauft. Dort ist das Reich der Mitte noch die viertgrößte Wirtschaftsmacht, was sich bald ändert. Die Qualität der Bauten ist erschütternd, ähnlich wie die der Autos, doch Afrika kauft billig, China ist billig. Nachhaltigkeit wird im Riesenreich nicht produziert und in Afrika eben auch nicht nachgefragt - in beiden Fällen noch nie in den letzten Jahrzehnten. 

In Guinea werden Straßen von chinesischen Geldern aus deutscher Entwicklungshilfe finanziert. Die nichtvorhandenen Seitenbefestigungen lassen das zu einem nimmer endenden Auftrag mutieren. China selbst erhält noch jährlich deutsche Entwicklungshilfe oder aber auch von vielen Firmen Schulen, wie man deutsche Ware und Technik kopieren kann, nicht wie die Japaner verbessern und entwickeln kann, sondern nur kopieren und billig produzieren und verbreiten. Da bleibt dann schon mal die Qualität von Spielzeug für Kinder auf der Strecke, Vergiftungsgefahr. Da fallen Kleider beim bloßen Tragen auseinander und die äußerlich nett anzusehenden Bauten gehen mit der Garantie.

Das alles ist jedem eigentlich mehr oder weniger bekannt, den Politikern in Brüssel oder den Hauptstädten der EU, ohne deren Hilfe China nicht dort wäre, wo es heute ist. Das alles ist uns Lesern aus den Tageszeitungen bekannt, aus den Fernsehnachrichten oder den Müttern aus den Spielzeugabteilungen der Kaufhäuser. Aber es scheint offenbar noch nicht durchgedrungen zu sein zu den Museumsdirektoren, die, häufig im Turm lebend, in dem des isolierten Wissens und der Bildung, fast schon etwas abgehoben herrschaftlich und sich leider und gerade hier in Hamburg häufig der Vergangenheit mehr verpflichtet fühlen als dem Erhalt des Alten und dem inhaltlichen Transport dessen mit den Mitteln der Gegenwart in die Zukunft. Und die Mittel, so konnte man im Museum für Völkerkunde ja nun erfahren, sind Massenproduktion - das hat es schon gegeben - und Kopien. Und wirklich neu ist diese Erkenntnis auch nicht, eben nur etwas peinlich und realitätsfremd.

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